Heute ist der
6. November 2000 und wir wollen mit Freunden aus Österreich den Gebirgskamm
des Zentralmassivs auf einem uralten Steig, welcher einstmals die schnellste
Verbindung von der Hauptstadt Funchal in den mittleren Norden war vom Süden
in den Norden überqueren- die Wanderung über den Torrinhas Sattel.
Über ein Fussgänger-Brücklein (0h00)(WP1) folgen
wir dem Steig der im zick-zack bergauf führt. Der Weg ist gelb über
rot gut markiert. An landwirtschaftlichen Anbauterrassen, deren Ränder
der wilde Salbei schmückt und einer kleinen umzäunten Wetterstation
vorbei gelangt man nach 0h15 in einen aromatisch duftenden Eukalyptuswald.
Nach 0h32 (WP2) führt der Weg an einem markierten
Felsblock vorbei, von dem aus man eine atemberaubende Aussicht in
die Wände und bizarren Gipfelformen des Areeiro Massivs und hinunter
in das Curral Tal hat. Weiter geht es in Serpentinen mässig steil bergauf
und nach 1h20 (WP3) tritt der Eukalyptuswald zurück und
macht alter Baumheide Platz. Man kommt nach 1h37 (WP4) an einer Weggabelung
vorbei (ein Steig zweigt im spitzen Winkel rechts ab), wir setzen aber den
markierten Weg gerade fort. Der Aufstieg ist geschafft und wir gelangen nach
2h02 (WP5) auf den Sattel Boca das Torrinhas. Ein guter Platz
für eine Pause (und Jause) mit herrlichem Ausblick in die umliegende
Bergwelt und das Curral Tal, den mit uns auch zwei hübsche deutsche Wanderinnen
geniessen, die auf der Grat-Wanderung vom Pico Ruivo im Osten zum Encumeada
Pass im Westen unterwegs sind.
Die beiden Steige kreuzen sich am Torrinhas Sattel. (Wir haben vor diese schöne
Wanderung bald einmal diesen Seiten hinzuzufügen).
Nach unserer Rast verlassen wir den Sattel auf einem engen, steilen Steig,
welcher auf die Nordseite hinabführt (Achtung: Unser Steig Richtung Boaventura
war zum Unterschied aller anderer Richtungen nicht beschildert, wohl aber
weiterhin mit gelb über rot gut markiert) und wandern zwischen übermannshohen
Heidelbeersträuchern hindurch, welche auf und auf mit köstlichen
Beeren behangen sind. Mit blauen Fingern und Zungen setzen wir dann die Wanderung
fort. Der Weg führt jetzt mit geringem Gefälle entlang der Nordseite
in nord-östlicher Richtung und wir dringen in ein Gebiet vor, welches
selten von Menschen begangen wird und eine artenreiche unverfälschte
Regenwald-Flora beherbergt, wie man sie in dieser Form wohl kaum noch auf
der Welt vorfindet. Besenheide (Erica scoparia) und uralte Baumheide
(Erica arborea), den Kanarischen Lorbeerbaum (Laurus azorica),
der Maiblumenbaum (Clethra arborea), das Christusauge (Tolpis macrorhiza)
der Schopf-Fingerhut (Isoplexis sceptrum) und die Strauch-Gänsedistel
(Sonchus fruticosus) sind nur einige Beispiele der dortigen Pflanzenwelt,
welche einem das Gefühl vermittelt das Rad der Zeit sei dort schon vor
langem zum Stillstand gekommen.
Dann wandern wir an einem Felsblock (2h34) (WP6) vorbei, auf
dem sich markant ein alter Lorbeerbaum festgekrallt hat und kurz danach rieselt
malerisch ein kleiner Wasserfall von den Wänden herab. Es folgen weitere
kleine Wasserfälle und Quellen und nach 2h45 (WP7) wandern wir
am Fusse einer senkrechten Felswand entlang und wieder stehen am Wegrand
Sträucher voller Heidelbeeren.
Ein alter Lorbeerbaum (3h14) (WP8) mit einem auffallend bergabwärts
bebeugten Stamm steht am linken Wegrand. Später steigen wir an einem
Felswandsteig schräg hinab in einen faszinierenden Einschnitt (3h41)
(WP9) von dem aus sich der Weg im spitzen Winkel in eine enge Schlucht
hinabwindet. Das Wetter verschlechtert sich leider und macht uns klar, warum
sich in dieser Region die Vegetation besonders üppig entwickeln konnte.
Die Passatwinde treffen aus Nord-Ost kommend auf das hohe Gebirge, die feucht-warme
Atlantikluft wird durch das Massiv in kühlere Luftschichten hochgedrückt,
kondensiert und regnet an den Nordhängen wieder ab. Da wir gut ausgerüstet
sind macht uns das aber wenig aus und wir geniessen die märchenhafte
und mystische Stimmung, welche die Nebelschwaden in die Landschaft zaubern.
Bei 770 Höhenmetern verlassen wir dann die Baumheide-Region (4h31)
(WP10). Nach 4h48 (WP11) kreuzt man eine Levada und
kommt nach 4h58 (WP12) an zwei Welldach-Zelten vorbei. Hier
geht man rechts bergab weiter und gelangt nach 5h24 (WP13) in das Dörfchen
Lombo da Urze. Von dort kann man sich mit dem Auto abholen lassen
oder ein Taxi (von Boaventura) rufen. Eine Asphaltstrasse (Nr.107) führt
hinunter nach Faja do Penedo und weiter nach dem 6km entfernten Ort Boaventura
(Strasse Nr.101).
Sicherheits-Hinweise:
Wetterfeste Ausrüstung und wasserresistente Bergschuhe mit gutem Profil
sind für diese Wanderung wichtig. Gute Kondition und Trittsicherheit
sind erforderlich (speziell auf der Nordseite).
Doppelte Teleskop-Stöcke erleichtern den Abstieg und tragen zur Sicherheit
wesentlich bei.
Quellen für die Trinkwasserversorgung sind beim Abstieg ausreichend vorhanden;
beim Aufstieg keine Quelle.
Auch empfehlen wir zur Erhöhung der Sicherheit im Falle einer Notsituation
die Mitnahme eines Handy's mit gespeicherter Notrufnummer (TelNr.: 112
ohne Vorwahl)
(Der Empfang ist fast überall zufriedenstellend).
Hinterlassen Sie auch bei ihrer Hotel-Rezeption immer die geplante Wanderstrecke.
